Märki (2022): Rottenpflege Scharinas 2023 - 2032 (Pflegekonzept)

Für die Pflege einer Rottenaufforstung in Scharinas wurde von der Professur Waldökologie der ETH in Zusammenarbeit mit der Forstpraxis (Forstamt Tujetsch, Amt für Wald und Naturgefahren, Fachstelle Gebirgswaldpflege) ein Pflegekonzept über die nächsten 10 Jahre erarbeitet. Start der Arbeiten ist im Jahr 2023. Ausgangslage, Ziel und die erarbeiteten Massnahmen des Pflegekonzepts sind folgend aufgeführt. Für die Verjüngungseinleitung wird auf derselben Fläche ein Versuch mit Bodenschürfungen gestartet.

Vergrösserte Ansicht: Scharinas
Anzeichnung der zu entnehmenden Rotten und Perimeter der Massnahmen. A1: Entnahme Rotten Helikopter, A2: Entnahme Rotten Seillinie, A3: Entnahme Rotten steiler östlicher Teil, B: Lärchenförderung, C: Kammerung, D: Förderung Zitterpappel

Ausgangslage und Ziel

Der Wald in Scharinas ist ein wichtiger Schutzwald für die Gemeinde Tujetsch sowie für die Matterhorn-​Gotthard Bahnlinie zwischen Disentis und dem Oberalppass. Die Fläche war für längere Zeit unbestockt, bevor sie durch das Aufforstungs-​ und Verbauungsprojekt Scharinas der Gemeinde Tujetsch ab den 1970er Jahre aufgeforstet wurde. Die gesamte Fläche wurde mit Fichten, Lärchen,
Arven und Bergföhren bepflanzt und es wurden Lawinenverbauungen erstellt. Durch Rottenpflege ab 1997 wurde die Aufforstung strukturiert. Heute sind auf der ganzen Fläche die Ende der 90er Jahren ausgeformten Rotten erkennbar. Die Rottenpflege wurde nach dem damaligen Stand des Wissens nach Zeller (1993) durchgeführt, welcher eine Gassenbreite von 6 – 10 m empfiehlt. Gemäss der Praxishilfe Jungwaldpflege (Glanzmann, Schwitter, & Zürcher, 2019) wird heute eine Gassenbreite von 8 – 12 m empfohlen. Stellenweise wurden die Rotten 15 Jahre nach der ersten Rottenpflege nochmals durchforstet. Die durchforsteten Rotten bestehen heute aus stabileren Einzelbäumen, im Vergleich zu den nicht durchforsteten Rotten.

Durch die nach heutigem Wissen teilweise schmalen Gassen und das starke Wachstum der Bäume in den letzten Jahren beginnen sich die Ränder der Rotten durch die Kronenausladung zu schliessen. Somit werden ohne Eingriffe mittelfristig die grünen Rottenränder grösstenteils verschwinden und der Bestand wird sich wieder homogenisieren. Durch die Entfernung von einzelnen Rotten sollen möglichst viele grüne Ränder der bleibenden Rotten erhalten bleiben.

Ziel des erarbeiteten Pflegekonzeptes ist es, die für die nächsten 10 Jahren notwendigen und zweckmässigen Massnahmen aufzuzeigen und Prioritäten festzulegen, um die langfristige Struktur und somit gute Schutzwirksamkeit des Waldes in Scharinas zu erhalten.

Massnahmen

Die im Pflegekonzept erarbeiteten Massnahmen sind in der Abbildung oben dargestellt. Folgend wird eine kurze Beschreibung aufgelistet.

(A) Entnahme Rotten: Unter Einhaltung des erforderlichen Deckungsgrades sollen möglichst viele Rottenränder freigestellt und langfristig erhalten bleiben. Es wird eine Freistellung von 50 % der Rottenränder pro Rotte angestrebt. In den Bereichen mit einer Hangneigung ab 35° wird vorgeschlagen die Rotten in einem hangparallelen Muster zu entfernen, wodurch eine Struktur ähnlich einer Kammerung entsteht. Dadurch kann verhindert werden, dass zu grosse Lücken in Falllinie entstehen. Aus betrieblichen Prioritäten wird darauf verzichtet auf mögliche Eingriffe innerhalb der Rotten einzugehen. Es wird vorgeschlagen nur ganze Rotten zu entnehmen und die bestehenden Kollektive in sich zu belassen.

(B) Lärchenförderung: Zum Erhalt der Lärchen sollen die vitalen Lärchen freigestellt werden und die aktuell oder zukünftig konkurrierenden Fichten entfernt werden.

(C) Kammerung: Aufgrund der hohen Wüchsigkeit des Standortes und der Höhenstufenverschiebung in Anbetracht des Klimawandels wird empfohlen hier eine Art Kammerung auszuführen.

(D) Förderung Zitterpappel: Die Zitterpappel bringt als Pionierbaumart Struktur in den Bestand und erhöht die Baumartenvielfalt. Ohne Eingriffe werden die Fichten den Raum der Gassen einnehmen und somit die Zitterpappel verdrängen. Zitterpappeln mit genügender Vitalität sollen freigestellt und gefördert werden. Die Fachstelle Gebirgswaldpflege möchte dazu eine «Weiserfläche Vorwald Zitterpappel» mit einem simplen Versuchsdesign einrichten.

 

 

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