Heiri und Märki (2001-2009): Untersuchung des Ansamungserfolgs und des Wachstums auf Schürfflächen nach einer Fichtenmast (Picea abies) im Uaul Surrein und im Uaul Bugnei (Projekt)

Versuchsablauf

Aufgrund der Vermutung, dass die Fichte im Herbst 2001 eine Halbmast haben würde, beschlossen wir im Lehrwald Sedrun eine kleine Untersuchung über Samenanfall und Keimung zu starten. Zu diesem Zweck richteten wir im Frühherbst 2001 im Uaul Surrein vier und im Uaul Bugnei sechs Schürfflächen von je ca. 6 m² ein. Die Schürfarbeit wurde durch den Forstdienst verrichtet. Auf jeder Fläche platzierten wir eine Samenfalle um den Samenanfall zu quantifizieren. Um den Einfluss des Wildverbisses abschätzen zu können, legten wir im Uaul Bugnei 3 von 6 Schürfflächen in bestehenden Wildschutzzäunen an.

Das erhoffte Mastjahr hat sich 2001 nicht eingestellt. Es wurde sowohl im Uaul Bugnei wie auch im Uaul Surrein nur je ein einziger Samen in den Samenfallen gefangen. Im Herbst 2003 konnte für die Fichte dann aber ein Mastjahr festgestellt werden und wir wiederholten den Versuch 1:1. Mitte Juni 2004 sammelten wir die Samenfallen ein, zählten die Samen aus und Ende September 2004 erfassten wir die Fichtenkeimlinge auf den Schürfflächen. Gleichzeitig erstellten wir im Uaul Surrein vier kleine Schutzzäune, welche jeweils rund einen Viertel der Flächen umfassen, um den Einfluss des Wildverbisses auf die Keimlinge eruieren zu können.

Samenfalle auf der Versuchsfläche Nr. 2 im Uaul Surrein, 25. Sept. 2003. (Foto: Caroline Heiri)
Samenfalle auf der Versuchsfläche Nr. 2 im Uaul Surrein, 25. Sept. 2003. (Foto: Caroline Heiri)

Bis ins Jahr 2009 erfassten wir regelmässig die Anzahl der Fichten-Keimlinge und deren Wachstum.

Folgende Fragestellungen standen während des Versuchs im Vordergrund:

  • Wie gross ist der Ansamungserfolg auf Schürfflächen in einem Mastjahr?
  • Wie entwickeln sich die Keimlinge mengen-/grössenmässig?
  • Wie lange eignen sich die Schürfflächen als Keimbeet?
  • Gibt es mehr Keimlinge in eingezäunten oder ungezäunten Flächen?
  • Wie unterscheidet sich die Entwicklung (Grösse, Pflanzenzahl) zwischen Südhang (Uaul Bugnei) und Nordhang (Uaul Surrein)?

Resultate

Der Anflug der Samen im Mastjahr 2003/04 war im Uaul Surrein mit durchschnittlich 1800 Stk./m² knapp sechsmal so hoch wie im Uaul Bugnei (320 Stk./m²). Ebenso zeigten die Keimlingszahlen deutliche Unterschiede zwischen den Flächen im Uaul Surrrein (447 Stk./m²) und dem Uaul Bugnei (13 Stk./m²). Entsprechend war 2004 die Keimungsrate im Uaul Bugnei mit rund 4% deutlich kleiner als im Uaul Surrein mit durchschnittlich 25%. Der Hauptgrund liegt wohl in der deutlich höheren Sonneneinstrahlung im südexponierten Uaul Bugnei. Die damit verbundene starke Austrocknung des Oberbodens beeinflusst das Keimen und auch das Überleben der Keimlinge stark.

Die vermutete generelle Abnahme der Anzahl Sämlinge mit der Zeit ist bis jetzt nicht erfolgt. Im Gegenteil konnte auf den Flächen im Uaul Surrein sogar eine leichte Zunahme der Pflanzenzahl beobachtet werden, was wohl auf verspätet keimende Fichten und auf neu eingebrachte Samen zurückzuführen ist. Insbesondere im Jahr 2008 haben viele neue Fichten gekeimt. Das bedeutet, dass das Keimbeet im Uaul Surrein mindestens 5 Jahre nach der Schürfung immer noch die Möglichkeit bietet, dass neue Fichten ansamen können. Hingegen ist anzunehmen, dass am Südhang - aufgrund des raschen Einwuchses - später angeflogene Samen kaum mehr keimen konnten.

Im Uaul Surrein ist die Differenz der Pflanzenzahl zwischen den eingezäunten und ungezäunten Flächen, die bereits beim Erstellen der Zäune vorhanden war, grösser geworden. Die Zunahme der Keimlinge zwischen 2005 und 2009 beträgt in den Zäunen 21%, auf den ungezäunten Flächen hingegen lediglich 3%. Eine mögliche Ursache für die ungleiche Verteilung könnte sein, dass die Samen in die untere Hälfte der Probefläche geschwemmt wurden, wo die Zäune stehen. Vermutlich hat der Zaun ausser des Schutzes vor Verbiss noch weitere Einflüsse auf die Verjüngung (Ausaperungszeitpunkt, Schutz vor Trittschäden und Schneegleiten, Konkurrenzvegetation, …).

Fichten-Keimlinge im Uaul Surrein, 7. Sept. 2006. (Foto: Beat Fritsche)
Fichten-Keimlinge im Uaul Surrein, 7. Sept. 2006. (Foto: Beat Fritsche)

Der Höhenzuwachs der kleinen Fichten unterscheidet sich zwischen Nord- (Surrein) und Südhang (Bugnei) stark. Im Uaul Bugnei hat es zwar nur relativ wenige Sämlinge, diese wachsen aber viel schneller als im Uaul Surrein. Sie profitieren offenbar von der längeren und stärkeren Sonneneinstrahlung sowie der daraus folgenden früheren Ausaperung im Frühling.

Im Uaul Surrein sind die grössten Sämlinge im Schutzzaun jeweils höher als auf der ungezäunten Vergleichsfläche. Ob dies nur auf den Einfluss des Wildes zurückzuführen ist, kann nicht beurteilt werden, da an den kleinen Bäumchen (noch) kein Verbiss festgestellt werden konnte.

Der Versuch zeigt, dass vor allem in reichen Samenjahren mit Schürfflächen gute Verjüngungsansätze erreicht werden können. In den nächsten Jahrzehnten wird sich zeigen, wie erfolgreich sich die kleinen Fichten im harten Klima auf der subalpinen Höhenstufe durchsetzten können.

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