Fritsche und AfW Surselva (2007): Entstehung des Naturwaldreservat Uaul Prau Nausch (Einrichtung NWR)

Waldreservate: Grundsätzlich werden zwei unterschiedliche Typen von Waldreservaten unterschieden.

Sonderwaldreservate: In Sonderwaldreservaten werden klar definierte Eingriffe durchgeführt, um ein bestimmtes Naturschutzziel zu erreichen. Dieses Ziel kann die Erhaltung einer traditionellen, ökologisch wertvollen Bewirtschaftungsform oder einer bestimmten, auf Eingriffe angewiesenen Art sein. Im Rahmen von Sonderwaldreservaten wird beispielsweise die Mittelwaldbewirtschaftung erhalten, welche zahlreichen Tierarten Lebensraum bietet. Ein Beispiel einer solchen Art ist der Mittelspecht, der eng an alte Laubwälder mit grobborkigen Baumarten gebunden ist.

Naturwaldreservate: In Naturwaldreservaten wird auf jegliche Holznutzungen und Pflegeeingriffe verzichtet. Solche Bestände sind damit voll und ganz der natürlichen Dynamik unterworfen. Dies zeigt sich vor allem daran, dass späte Waldentwicklungsphasen wie Alterungs-​ und Zerfallsphase einen wesentlichen Anteil der Flächen einnehmen können, Phasen, welche im Wirtschaftswald gewöhnlich fehlen. Von solchen Flächen profitieren insbesondere Arten, welche auf stehendes und liegendes Totholz angewiesen sind. Naturwaldreservate bieten zudem die Möglichkeit, Vergleiche zwischen bewirtschafteten und unbewirtschafteten Wäldern anzustellen. Damit bilden sie eine Grundlage für die ökologische und waldbauliche Forschung, woraus Schlüsse für eine angepasste, effiziente und naturnahe Bewirtschaftung der Wälder gezogen werden können.

Das Naturwaldreservat Uaul Prau Nausch

Das Amt für Wald Graubünden hat ein Netz von Naturwaldreservaten erarbeitet, das konkrete Gebietsvorschläge beinhaltet. Der Uaul Prau Nausch mit seiner Fläche von rund 65 Hektaren soll einer der Knotenpunkte dieses Netzes von Waldreservaten in Graubünden und in der Surselva sein.

Die ETH Zürich hat in Zusammenarbeit mit dem Amt für Wald des Kantons Graubünden, Pro Natura und der Gemeinde Tujetsch das Reservat eingerichtet. Zusätzlich wurde der Erlebnispfad „Auf dem Weg zum Urwald“ geschaffen, damit sich die Besucher ausführlich über das Waldreservat und seine Bewohner informieren können.

Im nördlichen Bereich des Uaul Prau Nausch hat sich eine ausgeprägte Rottenstruktur ausgebildet. Um diese Strukturen erhalten zu können und um im Falle von grösseren Käferschäden ein Überspringen auf den Uaul Surrein (teilweise Wald mit besonderer Schutzfunktion) verhindern zu können, wurde am nördlichen Rand des Reservates ein Pufferstreifen eingerichtet. Darin sollen weiterhin Eingriffe zur Erhaltung der Rottenstrukturen und zur Käferbekämpfung möglich sein.

Seit dem 1. Januar 2007 besteht das neue Naturwaldreservat Uaul Prau Nausch im Lehr-​ und Forschungswald Sedrun. Am Samstag 9. Juni 2007 wurde es offiziell eingeweiht.

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