Imhof (2020): Biologische Rationalisierung im Schutzwald, Einfluss eines Birkenvorwaldes auf Fichten in hochmontanen Wäldern (Masterarbeit)

Ausgangslage

Die zentrale Forschungsfrage dieser Arbeit lautete, welche Ökosystemdienstleistungen Birkenvorwälder im Gebirgswald erbringen. Die Arbeit ist eine Fallstudie, basierend auf empirischen Daten aus Untersuchungsflächen in der Surselva (Graubünden). Es wurden fünf Flächen mit graduell ansteigenden Birkenanteilen (10-80%) im nordöstlichen Teil des Waldes Prau Nausch untersucht. Die erhobenen Daten aus der Feldarbeit wurden statistisch analysiert und mittels GIS-Programm räumlich ausgewertet. Um vergleichbare Ergebnisse zu erhalten und um die zukünftige Entwicklung der Flächen beurteilen zu können, wurden einige Parameter mittels einfachen Wachstumsmodellen in die Zukunft modelliert.

Resultate

Aus der Arbeit wurden 4 Empfehlungen für die Praxis abgeleitet:

1. Birken stehen lassen: Birken üben keinen signifikanten negativen Einfluss auf die Fichte aus. Im Sinne des Konzentrationsprinzips kann die negative Auslese von Birken unterlassen werden.


2. Erster Pflegeeingriff: Je grösser der Birkenanteil, desto länger kann mit einem Jungwaldpflegeeingriff zugewartet werden. Das Beobachten der Fläche hilft, den passenden Zeitpunkt für den Eingriff zu bestimmen. Das Mischungsverhältnis von Birke zu Fichte und die horizontale Strukturierung der Fläche sollten im Auge behalten werden. Erreicht der Bestand einen Birkenanteil von 50% oder weniger im Stangenholz, so ist ein strukturschaffender Eingriff geboten. Überwiegen die Birken im Bestand, so kann mit dem Eingriff gewartet werden. Es wird empfohlen, den Eingriff gemäss der GWP (Glanzmann et al. 2019) durchzuführen.


3. Schutzwirkung erreichen: Bei birkendominierten Flächen dauert es bei Rutschung und Steinschlag weniger lang als auf fichtendominierte Flächen, bis eine genügende Schutzwirkung erreicht wird. Bei Lawinen kann es länger dauern. Geschätzte Zeiten bis zum Erreichen der Schutzwirkung auf hochmontanen Flächen mit >80% Birkenanteil im Stangenholz: Steinschlag/Rutschungen: ca. 25-35 Jahre, Lawine: ca. 60-70 Jahre, Blockschlag: >100 Jahre.


4. Prinzip der Biologischen Rationalisierung: Grundsätzlich wird empfohlen, sich auch bei Birkenvorwäldern im Schutzwald am Prinzip der biologischen Rationalisierung zu orientieren. Die Resultate dieser Arbeit sprechen dafür, dass Birkenvorwälder bezüglich horizontaler Strukturierung und Ausbildung von Stabilitätsträgern im Sinne der Naturautomation genutzt werden können. Entsprechend wird von den Autoren davon abgeraten Birken zu fällen.

Die Arbeit ist auf der Research-Collection der ETH zugänglich. Zusätzlich wurde ein Artikel in der Fachzeitschrift Wald und Holz 10/20 (S. 30-32) publiziert.

JavaScript wurde auf Ihrem Browser deaktiviert