Kastanienförderung / Agroforstsysteme

Traditionelle agroforstliche Systeme

In der Schweiz gibt es zwei traditionelle agroforstliche Systeme, die Waldweide und die Selve. Beide sind durch typische Bewirtschaftungsweisen mit Baumbestand und agrarischem Unternutzen (Weide, Mahd) charakterisiert. Aufgrund des Unternutzens wird die natürliche Bestandesentwicklung stark beeinflusst, bzw. weitgehend unterdrückt. Auf der Landschaftsebene spielen diese agroforstlichen Systeme in einigen Regionen der Schweiz eine Rolle als typische Landschaftselemente sowie als wertvolle Habitate.

Das agroforstliche System der Selve umfasst in der Schweiz traditionellerweise Nussbaum-​Selven (Juglans regia) und Kastanien-​Selven (Castanea sativa). Insbesondere die noch grossräumig vorhandenen Relikte von Kastanienselven der Schweizer Alpensüdseite sind allgemein bekannt. Von den einstigen, aber einiges früher aufgegebenen Nussbaumselven in Gebieten der Alpensüdseite mit kalkreichem geologischen Untergrund oder den Kastanienselven, bzw. Kastanienhainen in den mittelalterlichen Kastanienregionen der Alpennordseite gibt es dagegen nur noch geringfügige Zeugnisse und Kenntnisse. Aktuell befassen sich zwei umsetzungsorientierte Projekte mit der Edelkastanie auf der Alpennordseite.

Die Projekte sind externe Partnerprojekte der Gruppe Waldökologie mit Gaststatus und werden vom Ingenieurbüro MOGLI solutions, Baden, in Zusammenarbeit mit der Interessengemeinschaft Pro Kastanie Zentralschweiz, Weggis realisiert.

Kastanienselve Weggis
Kastanienhain Chesteneweid, Weggis LU

Verbundprojekt Kastanienhaine Zentralschweiz

Dieses Umsetzungsprojekt bezweckt die Förderung der einstigen Kastanienkultur durch den Erhalt/Restauration eines Netzes von Kastanienhainen sowie von wertvollen Einzelbäumen in der Zentralschweiz. Nach Vorstudie und Vorprojekt wurde ein modulares Verbundprojekt lanciert. Bisher wurden in 18 Hainmodulen gut 19.2 ha Kastanienhain restauriert und dabei 1‘215 Kastanienbäume gefördert (Freistellung Altbäume: 297, Kronenschnitt Altbäume: 150, Pflanzung/Schutz veredelte Jungbäume: 830). Ausserdem konnten im ergänzenden Einzelbaummodul weitere 88 im Gebiet zerstreute Altbäume gefördert werden (Freistellung/Kronenschnitt). Abgesehen vom angestrebten Netz von Kastanienhainen konnten umfangreiche Kenntnisse zu Ökologie und Management von Edelkastanie und Selven gesammelt werden. Mit dem vierten Umsetzungsprojekt 2020-​22 wurde das Verbundprojekt abgerundet und die Leitung von darauf aufbauenden Projekten an das Ökobüro ecosfera GmbH übergeben.

Finanzierung

Fonds Landschaft Schweiz (FLS), Sophie& Karl Binding Stiftung, Ernst Göhner Stiftung, Dr. Bertold Suhner Stiftung, Albert Köchlin Stiftung, Zentralschweizer Kantone, Gemeinden, Korporationen, Private

Projektstatus

Projektphasen 2006-​2007, 2008-​2011, 2012-​2015, 2016-​2019, 2020-2022

Kontakt

Andreas Rudow
externe SeiteProjektwebseite

Sortenerhaltung Edelkastanie Alpennordseite

Dieses Umsetzungsprojekt bezweckt die Inventur, Sicherung, Beschreibung und Nutzung der genetischen Ressourcen (Varietäten, Sorten) der Edelkastanie auf der Schweizer Alpennordseite und stellt damit eine Grundlage für den Erhalt des agroforstlichen Systems der Kastanienselve dar. Die primäre Erhebung von Vorkommen und Sortenindizien wurden als Querschnittaufgabe für die ganze Alpennordseite durchgeführt. Weitere Arbeiten werden regional zwischen dem vorliegenden Deutschschweizer und Partnerprojekten für die Romandie und für die Alpensüdseite aufgeteilt. Mittels Felderhebungen wurden die Angaben zu Verbreitung und Sortenindizien der Deutschschweiz verifiziert, woraus eine Verbreitungsübersicht in hoher Auflösung und Repräsentativität resultierte. Für die Sortenerkennung und Sortenbeschreibung wurde ein umfangreiches Set Deskriptoren von Edelkastaniensorten systematisch auf seine Eignung getestet (Erhebungsaufwand, Merkmalsstabilität, Variation, Trennkraft), sodass nun erstmals ein vollständiger konsistenter Deskriptorenkatalog für die Edelkastanie vorliegt. Eine gesamtschweizerische genetische Erhebung zeigt regionale Besonderheiten und erlaubt die Klärung von Identität (klonale Sorten). Ausgewählte Klone regionaler Sorten werden in einer ex situ Sortensammlung in Küssnacht a.R. gesichert. Die Einrichtung einer Duplikatesammlung ist in Vorbereitung. Die Beschreibung ausgewählter Sorten der Alpennordseite ist geplant.

Finanzierung

Bundesamt für Landwirtschaft, Nationaler Aktionsplan zur Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft (NAP-​PGREL)

Projektstatus

Projektphasen 2007-​2010, 2011-​2014, 2015-​2016, 2017-​2018, 2019-​20

Kontakt

Andreas Rudow
 

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